TSV B - Spvgg Cannstatt 2:4 - Auszug aus Bericht Stgt.N vom 26.9.23

Rudi Scherrle, 26.09.2023

TSV B - Spvgg Cannstatt 2:4 - Auszug aus Bericht Stgt.N vom 26.9.23

Zwei Ballermänner und eine drohende Trainersperre

Die Torjäger Özkahraman und Karsli ragen auch am vierten Spieltag der Fußball-Bezirksliga heraus. Verlustpunktfrei ist nun nur noch eine Mannschaft.

Franz Stettmer und Harald Landwehr (FZ)

STUTTGART/FILDER. In der Bundesliga prägen gerade ein Harry Kane und Serhou Guirassy die Schlagzeilen – zwei Torjäger auf Rekordkurs. Sieben Etagen tiefer hat auch die Stuttgarter Fußball-Bezirksliga ihr Knipser-Duo, das sich anschickt, sich in den Bestenlisten zu verewigen. Vierter Spieltag, und der Lauf der beiden Ballermänner vom Dienst der Staffel hält an. Fatih Özkahraman und Ali Karsli waren am Sonntag erneut die herausragenden Figuren. Der eine bereits mit seinen Saisontoren Nummer sieben bis neun, nach welchen sein Verein TSV Plattenhardt unverändert verlustpunktfreier Tabellenführer ist. Der andere mit einem weiteren Doppelschlag, der die Sportvg Feuerbach in Last-Minute-Jubel versetzte und zugleich den Gegner SV Bonlanden seine bislang makellose Bilanz kostete. Derweil muss man bei einem anderen Verein demnächst wohl ohne den Trainer auskommen – gegen jenen läuft ein Sportgerichtsverfahren. Aber zunächst zurück zur Spitze. Vier Spiele, vier Siege. Ganz oben thront weiterhin der TSV Plattenhardt . Beim 4:2 auf dem Platz des TSV Musberg galt: Vorhang auf zur nächsten Özkahraman-Show. Auch diesmal kommt der Trainer Sascha Blessing nicht umhin, diesen einen Einzelnen hervorzuheben, gleichwohl es seinem eigentlichen Teamgedanken widerspricht. „Erneut Topaktionen“ attestiert er seinem vor der Saison aus Donzdorf verpflichteten Routinier und konstatiert: „Wenn du einen Spieler mit einer solchen individuellen Qualität hast, hilft das natürlich sehr.“

Müßig, darüber zu spekulieren, wo die Weilerhau-Kicker in ihrer vergangenen Abstiegssaison gelandet wären, hätten sie da bereits einen Mann mit dem Torriecher Özkahramans gehabt. Nun jedenfalls legt sich jener die Gegner in Serie zurecht. Die aktuelle Bilanz: einmal mit Karacho, einmal mit Raffinesse, einmal trocken per Elfmeter. Dieser Dreierpack machten zur Nebensache, dass zwischendurch durchaus auch die Musberger ihre Anteile hatten. Aber wie sagt deren Coach Valentin Haug ein Stück weit ohnmächtig: „Der schweißt die Dinger dann halt rein.“ „Der“ gleich Özkahraman.

Hadern durften die Gastgeber, dass sie nach einem eigenen Traumtor, nämlich einem 25-Meter-Knaller von Ruben Pinheiro Martins, die Chancen liegen ließen, die Partie zu kippen. Pech, dass Manuel Rath am Innenpfosten scheiterte. Zur gegnerischen Özkahraman-Klasse kam allerdings auch noch ein anderes Verhängnis hinzu: Bei den Gegentreffern, befindet Haug, „haben wir uns teils schulbubenmäßig angestellt“. Und von einem Kontrahenten wie dem jetzigen werde so etwas halt bestraft.

Kein Beinbruch jedoch. Die Gewissheit ist: Es werden auch wieder Aufgaben aus machbareren Kategorien kommen. Schon jetzt steht für Haug außer Frage, dass der aktuelle Bezwinger zurecht als heißer Titelanwärter gehandelt wird – gleichwohl der Gegenüber Blessing lieber vorsichtig bleibt. Seine Devise lautet: „Ein Schritt nach dem anderen.“ Drei fehlen noch zur Einstellung des vereinsinternen Startrekords. Vor vier Jahren, in ihrer bislang letzten Bezirksliga-Runde, gelangen den Plattenhardtern zum Auftakt sogar sieben Siege am Stück. Dagegen ist der Ortsnachbar SV Bonlanden seine weiße Weste los. Das 2:2 gegen die Sportvg Feuerbach bedeutet für die Schwarz-Weißen den ersten Punkteverlust der Saison. Und auch hierbei hatte wie erwähnt ein Akteur mit bemerkenswerter Treffersträhne seine Füße entscheidend im Spiel. Der Gäste-Angreifer Ali Karsli schraubte seine Quote auf sieben Tore innerhalb von nur acht Tagen. Zwei zuletzt beim 5:0 gegen den ABV/TSV 07, drei unter der Woche beim Pokal-3:0 in Mühlhausen, nun erneut zwei im Liga-Verfolgerduell zweier in diesem Wettbewerbsjahr noch ungeschlagener Teams.

Dabei schienen die Weichen eigentlich schon gestellt. Nach einem Dropkick von Ricardo Pinto Lino sowie einem starken Dribbling ihres Kapitäns Andreas Pottmeyer waren die Bonlandener bei einer 2:0-Pausenführung auf Kurs – während sich auf der Gegenseite der Trainer Rocco Cesarano die Haare raufte. „Sehr ärgerlich“ nennt er den Aussetzer seines Akteurs Durim Haklaj vor dem zweiten Gegentor. Jener leistete mittels verunglücktem Pass die Vorlage.

Doch dann kam Hälfte zwei. Dann kam vor allem Karsli, und am Ende verstanden auf einmal die anderen die Fußballwelt nicht mehr. „Mit den zweiten 45 Minuten von uns bin ich super unzufrieden. Keine Ahnung, warum: Aber wir haben plötzlich das Spielen eingestellt“, moniert der Cesarano-Amtskollege Klaus Kämmerer. Die Strafe: Karsli zum Ersten, wenn auch dank unberechtigtem Elfmeter-Geschenk, wie sich beide Coaches einig waren. Und, mehr: Karsli auch noch zum Zweiten. In der Nachspielzeit schob der 30-Jährige zum Ausgleich ein, wonach Cesarano bei allem späten Hurra gerade ein Aspekt etwas nachdenklich stimmt: „Was, wenn Ali mal fehlt oder nicht treffen wird. . .“Noch ist es aber nicht so weit. Und überhaupt hatten die Stürmer in der Staffel einen guten Tag. Auch für den SV Vaihingen war auf seine Abteilung Attacke Verlass: Der Youngster Fabijan Krpan und der Rückkehrer Ali Hasöz legten mit ihren Einschüssen den Grundstein zum 3:0-Sieg beim Aufsteiger SV Sillenbuch , verbunden mit dem Sprung auf Platz drei. Hasöz wird es dabei verschmerzen können, dass sein Volleyknaller in Sachen „Tor des Spiels“ zuletzt noch Konkurrenz bekam. Slapstick-Nummer der Gastgeber: Thomas Duda überlistete seinen eigenen Keeper mit einer Kopfball-Bogenlampe.

Wohin der Weg führen kann, will der Vaihinger Trainer Kai Liedtke nun in den drei nächsten Spielen sehen. Stammheim, Plattenhardt, Cannstatt – es folgen richtungsweisende Prüfungen. „Danach können wir ein Zwischenfazit ziehen“, sagt Liedtke, von dem personelles Improvisationstalent gefordert ist. Am Sonntag fehlten ihm erneut mehrere Leistungsträger, darunter Tom Huhnke (Urlaub) und Maximilian Stockbauer (anhaltende Achillessehnenprobleme).

Demgegenüber setzt sich das Sillenbucher Warten auf den ersten Saisonsieg fort. Die bisherige Ausbeute, freilich auch dem ungünstigen Startprogramm geschuldet: nur ein Punkt aus vier Spielen. „Deswegen wird hier keiner verrückt. Alles bleibt ruhig“, sagt der Co-Trainer Nico Häring zwar. Doch zusätzliches Ungemach zeichnet sich bereits ab: So läuft gegen den Chefcoach Zvonimir Topalusic ein Sportgerichtsverfahren. Der Grund: Schiedsrichterbeleidigung. Und da Topalusic in dieser Hinsicht „ein ellenlanges Vorstrafenregister“ hat, wie aus Bezirksfunktionärskreisen verlautet, droht nun eine empfindlichere Strafe. Auszugehen ist von einer Sperre plus Geldbuße. Das Urteil soll in dieser Woche fallen. Weiter ist rein sportlich betrachtet seit Sonntag der TSV Rohr : Er fuhr seinen ersten „Dreier“ ein. Mit dem 4:2 bei Türkspor Stuttgart betrieben die Gäste ein Stück weit Wiedergutmachung: Noch zu verdauen gilt es für sie die 2:5-Pokalschlappe fünf Tage zuvor beim B-Kreisligisten MTV Stuttgart II. Was Hoffnung macht: Im bislang schwächelnden Angriff trugen sich in den Neuzugängen Azez Koriesh und Ömur Karatas zwei Startelf-Debütanten in die Schützenliste ein – Letzterer nach soeben erst abgelaufener Wechselsperre. Die Sorgenfalten bleiben gleichwohl, fällt nun doch für die nächsten Wochen die komplette Innenverteidigung aus. Nicolas Münch (beruflich nach Holland) und Florian Henkelmann (Hilfseinsatz in Uganda) gehen auf Reise.

Freilich ganz zu schweigen von den Problemen des Gegners, der nach seinem Radikalumbruch mit dem Absturz vom Aufstiegsanwärter zum Tabellenschlusslicht klar kommen muss. Mal schauen, ob der sportliche Leiter Tarkan Bucak mit seiner Ankündigung recht behält: „Wir gehen diesen Weg dennoch weiter – es ist der richtige“, sagt er, „die Zeiten des wilden Geld-Umherwerfens sind definitiv vorbei.“ Das sehe auch das Präsidium des Vereins so. Zusatz: „Stand heute.“Für die größeren Überraschungen in der Tabelle stehen zwei andere Mannschaften. Wer hätte es gedacht? Nicht weit vor dem neu formierten Türkspor-Greenhornteam rangieren bislang der amtierende Vizemeister SC Stammheim und der TSV Bernhausen. Für beide gab es an diesem Spieltag die nächsten Rückschläge. So kamen die Stammheimer bei der SGM ABV/TSV 07 Stuttgart nicht über ein 3:3 hinaus. Und da ist es nur ein schwacher Trost, dass die Partie auf der Waldau alles zu bieten hatte, was das Fanherz begehrt: sechs Tore, zwei verwandelte Elfmeter und jede Menge weiterer hochkarätiger Torchancen.

Eben per Strafstoß rettete Paul Beck dem Favoriten zuletzt wenigstens einen Punkt, nachdem jener im Vorfeld eine personelle Hiobsbotschaft erhalten hatten. So hat sich im Fall des Kapitäns Christian Schwalb der Verdacht auf einen Kreuzbandriss bestätigt. Für ihn dürfte die Saison damit bereits beendet sein. Ebenso Verletzungspech aufseiten des Gegners: Dessen Torjäger Blessing Omoregie landete mit einer Gehirnerschütterung im Krankenhaus – die Folge eines heftigen Zusammenpralls. Aufs Gemüt schlug dem ABV-Trainer Maximilian Uhlenberg allerdings nicht nur diese Begebenheit. Zu knabbern hatte er auch am späten Stammheimer Ausgleich. Und daran, dass der Schiedsrichter nach einer aus seiner Sicht „glasklaren Notbremse“ des Gästekeepers Steffen Scheck die rote Karte stecken ließ. Außer den Stammheimern läuft es wie gesagt auch für den TSV Bernhausen alles andere als nach Plan. Der Landesliga-Absteiger kassierte mit einem 2:4 gegen die Spvgg Cannstatt seine dritte Niederlage nacheinander. Da nutzten dann auch „rund 80 Prozent eigener Ballbesitz“ nichts, wie der Trainer Roko Agatic registrierte. Die zwei großen Probleme im Spiel der „Veilchen“: „Wir brauchen selbst viel zu viele Chancen, um ein Tor zu erzielen, und hinten bringen uns die individuellen Fehler um“, sagt Agatic.

Umgekehrt ist die Richtung beim Gegner. Seine Ausbeute: neun Punkte aus den vergangenen drei Spielen. „Wir haben eine gute Basis gelegt, um uns in den nächsten Wochen oben in der Tabelle festzusetzen“, sagt der Cannstatter Trainer Carmine Napolitano, der „vier blitzsauber herausgespielte Tore“ seiner Mannschaft sah. Die Taktik war dabei ebenso simpel wie effektiv. Napolitano: „Wir haben die Bernhausener kommen lassen und sie dann aus einer sicheren Abwehr ausgekontert.“ Sein Sohn Raffaele sowie der genesene Topscorer Behar Hasanaj steuerten jeweils ihren dritten Saisontreffer bei.

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