TSV Plattenhardt - TSV B 5:1 - Auszug Bericht StN vom 19.9.23

Rudi Scherrle, 19.09.2023

TSV Plattenhardt - TSV B 5:1 - Auszug Bericht StN vom 19.9.23

Derby-Revanchegrüße und zwei Schwerverletzte

Der TSV Plattenhardt festigt seine Tabellenführung in der Fußball-Bezirksliga mit einem 5:1 gegen den Mitabsteiger Bernhausen. Nur zwei Teams sind noch makellos.

Franz Stettmer und Harald Landwehr (Filder-Zeitung)

In der Krankenhaus-Akte des Spieltags sind ein Kapitän mit Verdacht auf Kreuzbandriss und ein Spielmacher mit gebrochener Hand zu notieren. Was den rein sportlichen Teil anbelangt, hat die Stuttgarter Fußball-Bezirksliga derweil vor allem zwei Gewinner. Drei Spiele, drei Siege – das Filderstädter Absteigerduo TSV Plattenhardt und SV Bonlanden marschiert weiterhin mit einer makellosen Bilanz vorneweg. Mehr noch: „Wir haben jetzt mal ein Ausrufezeichen in Richtung Konkurrenz gesetzt“, ist Sascha Blessing, der neue Plattenhardter Trainer, überzeugt. Genauer gesagt waren es eigentlich sogar fünf Ausrufezeichen. Fünf Stück im Ortsderby, mit denen der TSV Plattenhardt seinem Nachbarn TSV Bernhausen den Marsch geblasen hat. Oder, wenn man so will: fünf süßsaure Revanchegrüße sendete. Nicht vergessen gehabt hatten sie im Weilerhau die beiden Ergebnisse der vergangenen Saison, als man sich in dem Prestigeduell mit 1:3 und 1:4 düpieren ließ, ehe es am Ende für beide Teams in den Fahrstuhl zurück in die Bezirksliga ging. Nun ist mit einem 5:1 der Konter gefolgt, flankiert von einem strahlenden neuen Trainer Blessing. Dessen Fazit lautet: „Topleistung, Topwetter, Topstimmung.“ Vorab hatte er den Seinen die Vorgeschichte extra noch einmal ins Gedächtnis gerufen – „mit dem Fokus darauf, dass die Jungs wirklich heiß in die Begegnung gehen“.

Eben diese Mentalität wurde zum Erfolgsschlüssel, gepaart mit einer entsprechenden individuellen Qualität. Unter den Toren ragten ein Seitfallzieher von Vincenzo Parrinello sowie ein direkt verwandelter Freistoß von Fatih Özkahraman heraus. Und unter den Spielern? Da schaut Blessing mit einem Schulterzucken auf selbigen Özkahraman. Seine Einschätzung: „Im Prinzip kannst du den jede Woche hervorheben.“ Als abgezockten Torjäger, als Muster an Einsatzbereitschaft, als Führungsfigur. Zwei weitere Treffer legte der Routinier auf. Schon jetzt ist klar: Mit seiner Verpflichtung ist den Plattenhardtern der freilich auch so erwartete Königstransfer ­gelungen.

Unter dem Strich stehen neun Punkte, 14:2 Tore, Platz eins. Kein schlechter Auftakt für eine Mannschaft, die sich in der für sie neuen Liga erst einmal wieder berappeln wollte – wobei sich Blessing bei aller momentanen Zufriedenheit bemüht, den Ball flach zu halten. „Das ist gut fürs Selbstvertrauen, hat aber tabellarisch zum jetzigen Zeitpunkt noch wenig Aussagekraft“, sagt der Coach, in dessen Mannschaft der Kapitän Emre Göcer zuletzt ein Kurzcomeback feierte. In Folge einer Herzmuskelentzündung war er fünf Monate lang raus.

Ebenfalls eine längere Pause wartet nun wohl auf einen seiner Gegenüber. Für die schwer geschlagenen Gäste sollte es zeitgleich noch nicht genug sein mit dem für sie bitteren Ergebnis. Obendrein brach sich der Spielmacher Filip Jordacevic bei einem Sturz das linke Handgelenk. Als seine Elf deswegen kurzzeitig zur Zehn schrumpfte, nutzte der Kontrahent diese Phase prompt, um in Führung zu gehen. Für die Schlappe will der Trainer Roko Agatic allerdings weniger unglückliche Umstände geltend machen als eigene Versäumnisse. „Nur 90 Prozent Einsatzwillen sind in einem solchen Spiel dann halt nicht genug“, moniert er. Seinem Ensemble dürfte eine eher ungemütliche Woche bevorstehen. Agatics Ankündigung: „Zum Glück haben wir einen großen Kader. Wir müssen und werden Dinge ändern.“Außer dem Gegner Plattenhardt ist indes wie erwähnt noch ein zweiter Starter verlustpunktfrei: Auch der SV Bonlanden setzt sein Rehabilitationsprogramm nach dem Landesliga-Abstieg fort – und das sogar ohne Trainer. Während jener, Klaus Kämmerer, auf einer Fortbildung im Allgäu weilte, machten die Seinen wenig Federlesen und erledigten die Auswärtsaufgabe SG Untertürkheim mit einem 4:0, eigene Überraschung inklusive. Gerechnet hatten sie an der Humboldtstraße nach einer holprigen Saisonvorbereitung mit Anlaufproblemen. Nun das. Neun Zähler, die Maximalausbeute auch auf dem eigenen Konto. „Wir waren nicht davon ausgegangen, dass die Automatismen so schnell greifen“, sagt der Kämmerer-Co Timo Stehle, der sich mit dem Spielführer Andreas Pottmeyer und dem verletzten Robin Hiller das Coaching teilte.

Als Matchwinner erwiesen sich mit jeweils zwei Trefferbeteiligungen eben Pottmeyer (Tor plus Vorlage), Tobias Hornung (zwei Vorlagen) und der nach seiner Schambeinentzündung wiedereingestiegene Rüchan Pehlivan (zwei Tore). Freilich: Zur Wahrheit gehört auch, dass unter den bisherigen Gegnern noch keines der vermuteten Schwergewichte der Liga war. Der aktuelle war alles in allem chancenlos – was sein Trainer nüchtern sieht. „Bonlanden ist nicht unsere Kragenweite. Punkten müssen wir gegen andere“, sagt der Neu-Untertürkheimer Roger Bay. Dessen Hoffnungen, seinem Ex-Verein ein Schnippchen schlagen zu können, zerstoben schnell. Hinter sich hat Bay knapp 35 Jahre Bonlanden-Vergangenheit als Spieler, Betreuer, Trainer und Co-Trainer. Inzwischen aber sorgt er sich um sein Neckarteam, dem bei allen bereits notgedrungenen Personalrochaden eine zusätzliche Erschwernis droht. Nico Keppeler und Louis Meyer verabschieden sich demnächst an ihre neuen Studienorte Leipzig respektive Frankfurt. Offen ist, inwieweit sie fortan überhaupt noch zur Verfügung stehen.Aufatmen derweil beim ursprünglichen Titelfavoriten, dem SC Stammheim . Jener hat nach seinem bisherigen Null-Punkte-Start im dritten Anlauf den ersten Sieg verbucht, wenn auch einen, der reichlich Nerven kostete. Unter der Schweiß-auf-der-Stirn-Rubrik steht nach dem 3:2 gegen den Aufsteiger SV Sillenbuch : zweimal in Rückstand gelegen, zwei Foulelfmeter verschossen (Lionel Schmidt und Tobias Oesterwinter), dazu den mit wichtigsten Spieler verloren. Der Kapitän Christian Schwalb verdrehte sich das Knie. Der Verdacht lautet: Kreuzbandriss. „Ein Schock für uns“, sagt der Trainer Giannicola Bellarosa – „umso bemerkenswerter aber, dass die Jungs nach all diesen Rückschlägen dann noch so zurückgekommen sind“.

Der Doppelpacker Sergio Mavinga sowie der Youngster Noah Lindhorst mittels finalem Abstauber lenkten die Begegnung doch noch in die aus Gastgeber-Sicht richtigen Bahnen. „Wichtig für die Moral, dass wir uns für den betriebenen Aufwand jetzt mal belohnt haben“, sagt Bellarosa. Dass verdient, daran mochte selbst beim Gegner keiner zweifeln. Dessen Spielleiter Hans-Georg Spies berichtet: „Der Stammheimer Druck ist immer größer geworden. Wir sind gar nicht mehr hinten rausgekommen.“ Und hinten stehen er und die Seinen nun auch gleich im Klassement. In ihrem Fall Pech des Spielplans, wie Spies konstatiert. Jener sei „ein bisschen blöd“. Zum Beginn treffen die Sillenbucher in Serie auf die dicken Brocken. Der SV Vaihingen und der Spitzenreiter Plattenhardt folgen als nächste.Wobei: Wie besagter SV Vaihingen zu knacken ist, hat sich dann schon an diesem Wochenende gezeigt. Der TSV Musberg machte es vor. Nach der Festung Stammheim verließen die Mannen vom Turnerweg nun auch das Schwarzbachstadion mit einem unerwarteten 2:1-Erfolg, und da kann es der Trainer Valentin Haug gut verschmerzen, dass Schönheitspreise für die Seinen gleichzeitig so weit entfernt waren wie Darmstadt vom Einzug in die Champions League. Das Erfolgsrezept? „Wir haben uns für die eklige Spielweise entschieden“, sagt Haug. Kämpfen, kratzen, beißen – und erst einmal Abwehrbeton anrühren. Nach vorne ging dann zudem der Plan der gelegentlichen Nadelstiche auf. Haugs Griff ins Glück: Beide eigenen Treffer erzielte der Mann, den der Coach in einer spontanen Eingebung erst direkt vor der Partie umfunktioniert hatte. Statt Außenverteidiger diesmal Außenstürmer – in neuer Rolle schlug Kasim Minhas zweimal zu.

„Er hat eiskalt die Buden gemacht“, stellt Haug lachend fest, derweil dem Gegner das Lachen verging. Das Fazit von dessen Spielleiter Benjamin Schiffner: „Im Fußball ist es eben nicht immer so, dass die bessere Mannschaft gewinnt.“ Musberg, ohne dies als Vorwurf formulieren zu wollen, habe sich „im letzten Drittel des Spielfelds verschanzt und hat dann unsere Fehler ausgenutzt“.In der Tabelle ist der Gast damit an den Vaihingern vorbeigezogen, ebenso wie die Sportvg Feuerbach . Letztere wartet mit dem höchsten Sieg des Spieltags auf, einem 5:0 gegen die SGM ABV/TSV 07 Stuttgart , wonach der Trainer Rocco Cesarano seiner Elf einen „erwachsenen Auftritt“ attestiert. Die „Talkrabben“ spielten abgeklärt, und ihr Torjäger Ali Karsli verbuchte bereits seine Saisontore Nummer vier und fünf. Für seinen Heimatverein SV Königshofen (Landesliga Odenwald) hat er zudem mit Doppellizenz in vier Einsätzen dreimal getroffen.

Der Gästetrainer Maximilian Uhlenberg nimmt das Resultat dagegen mit einer Mischung aus Ironie und Galgenhumor. „Das war von meiner Mannschaft wohl so etwas wie ein Schrei nach Aufmerksamkeit, weil ich sie zuletzt etwas vernachlässigt habe“, sagt der Coach, der nach einem vierwöchigen Urlaub erstmals in dieser Spielzeit bei einem Pflichtspiel an der Seitenlinie stand. Klar zu merken war bei den Degerlochern, dass ihre beiden Angreifer Blessing Omoregie (Urlaub) und Valentin Loparco (privat verhindert) fehlten. Sie haben alle bisherigen sechs Saisontore ihrer Mannschaft erzielt. Unterdessen rückte der 4:1-Sieg der Spvgg Cannstatt gegen Türkspor Stuttgart zuletzt in den Hintergrund. Für Aufregung sorgte bei den Gastgebern, dass Alessio Manta innerhalb von drei Minuten zweimal Gelb sah, was im vorzeitigen Duschen mündete. „Wir haben dem Schiedsrichter versucht zu erklären, dass das erste Foul das eines Mitspielers war, aber er hat uns nicht mal zugehört“, sagt der Cannstatter Trainer Carmine Napolitano. Rein sportlich handelt es sich für sein Team um einen Pflichterfolg, bei dem der Coach trotz vier erzielter Tore die Chancenverwertung moniert.

Den Gästen gelang durch Elia Macrovassilis immerhin ihr erstes Saisontor, gleichbedeutend mit der anfänglichen Führung. Das konnte aber nicht verhindern, dass es im dritten Spiel die dritte Niederlage gab. „Wir stehen im Moment bei etwa 70 Prozent. In zwei bis drei Wochen werden wir da sein, wo wir hin wollen“, sagt der Türkspor-Spielleiter Tarkan Bucak. Er sehnt die Rückkehr von Faruk Civelek (Arbeit an der Habilitation) und Tefik Akkar (Bänderdehnung) herbei. Dass es für den Ex-Titelanwärter nach seinem personellen Komplettumbruch diesmal wohl der Abstiegskampf wird, zeichnet sich früh ab. Ein Schicksalsgenosse könnte dabei der TSV Rohr sein. Dessen Abteilungsleiter Holger Schroeder hat für die eigene Mannschaft jedenfalls bereits den Abstiegskampf ausgerufen. „Der Wille ist erkennbar, und wir sind auch gut vorbereitet ins Spiel gegangen, aber uns fehlt es im Moment an so vielem“, sagt Schroeder nach der 1:3-Heimniederlage gegen den Aufsteiger TSV Münster . Das Hauptmanko aus seiner Sicht: „Bis 25 Meter vor dem Tor sieht unser Spiel ganz gut aus, aber wir haben niemand, der im Strafraum zuverlässig knipst.“

Bei den Gästen vom Neckar ist derweil Freude über den ersten Sieg in der Bezirksliga seit fünf Jahren angesagt. Der bislang letzte gelang am 22. April 2018 mit einem 4:2 gegen Croatia Stuttgart – ehe seinerzeit der Abstieg folgte. „Wir waren 90 Minuten lang sehr fleißig und haben alles gut wegverteidigt, was in Richtung unseres Tores kam“, sagt der Trainer Stefan Schuon. Das Treffer des Tages gelang Kevin Sholabomi beim 0:1. Er netzte aus 18 Metern volley ein. Der Kommentar von Schroeder? „Schönes Tor, aber wir hatten sieben Möglichkeiten, zu klären.“

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