TSV B - SV Vaihingen 0:3 -Auszug Bericht StN-Filder-Zeitung 12.9.23

Rudi Scherrle, 12.09.2023

TSV B - SV Vaihingen  0:3 -Auszug Bericht StN-Filder-Zeitung 12.9.23

Ein Oldie und zwei Youngster als Spieler des Tages
Nach dem zweiten Spieltag der Fußball-Bezirksliga sind nur noch drei Teams verlustpunktfrei.
Franz Stettmer und Harald Landwehr 

Welche Aussagekraft hat eine Tabelle nach zwei Spieltagen? „Gar keine“, findet Klaus Kämmerer, der Trainer des SV Bonlanden. Und dennoch: Nach der Hitzeschlacht vom Wochenende lassen sich in der Stuttgarter Fußball-Bezirksliga ein paar interessante Tendenzen benennen. Erstens: Im weiterhin von Platz eins grüßenden TSV Plattenhardt, dem SV Vaihingen sowie eben Kämmerers Bonlandenern sind nur noch drei Mannschaften verlustpunktfrei. Zweitens: Plattenhardter und Vaihinger dürfen sich darüber streiten, wer aktuell den Spieler des Spieltags zu bieten hat. Zur inoffiziellen Wahl stehen ein Vierfach- und ein Dreifachtorschütze. Drittens: In der Sportvg Feuerbach und dem Spvgg Cannstatt befinden sich zwei weitere Teams im Derbygewinner-Glück. Viertens, ganz konträr: Im SC Stammheim hat ein noch einmal anderer den Saisonstart vollends verbockt. Die Zwischenbilanz des eigentlichen Titelfavoriten lautet: zwei Spiele, null Punkte. Spätestens damit ist der amtierende Vizemeister der unfreiwillige Beleg dafür, dass man sich für eine gute Saisonvorbereitung noch nichts kaufen kann. Wie war das im Vorfeld doch gleich gewesen? Angriffsfußball, Torspektakel, allemal waren Appetithappen dabei. Nun aber, da es mit Messer und Gabel wirklich an den Tisch geht, sprich um Punkte, nährt sich plötzlich nur noch die Konkurrenz. Schon das Auftakt-1:2 gegen den TSV Musberg hatte beim SC Stammheim für eine gewisse Ernüchterung gesorgt. Größer wurde jene an diesem Sonntag: Da kam ein 1:4 im Nord-Stuttgarter Derby bei der Sportvg Feuerbach hinzu.

Der gravierende Unterschied: Die eine Seite hatte offenbar verinnerlicht, welche Tugenden in dem Prestigeduell als Basis gefordert waren, die andere nicht. Während der Feuerbacher Trainer Rocco Cesarano an die Seinen für „Laufen, Arbeiten, zweite Bälle gewinnen“ eine glatte Eins vergibt, räumt sein Gegenüber Giannicola Bellarosa ein: „45 Minuten lang haben wir in dieser Hinsicht alles vermissen lassen.“ Dann, als er einen Halbzeitpausenweckruf getätigt hatte, war es zu spät. Ja, von den Spielanteilen kippte die Partie, nicht aber nach Toren. Da tat sich für die Gäste ein kaum unüberwindbares Hindernis auf: Zwischen den Feuerbacher Pfosten erwischte der Youngster Rafael Busic einen Sahnetag. „Sensationelle Paraden von ihm“, sagt Cesarano. Dabei war der bisherige A-Junior eigentlich nur als Ersatz hinter dem Stammkeeper Raphael Kugel vorgesehen. Nun hat er nach dessen urlaubsbedingtem Fehlen die internen Kraftverhältnisse fürs Erste verschoben.

Unter dem Strich stand auch dank drei Karsli-Torbeteiligungen und zwei Moissidis-Jokertoren der erste Feuerbacher Erfolg in dieser Nachbarschaftsbegegnung seit sieben Jahren. Zuletzt hatten in sieben direkten Duellen sechsmal die Stammheimer gesiegt, bei denen Bellarosa sagt: „Nach wie vor bin ich fest davon überzeugt, dass wir in der Staffel oben mitspielen können.“ Zusatz mit Aber: „Es geht darum, nun schnell anzunehmen, dass jeder Gegner gegen uns angespitzt ist.“ Stichwort gejagter Titelfavorit.Derbysiegerjubel derweil nicht nur in Feuerbach, sondern auch am Neckar. Dort heißt der Gewinner Spvgg Cannstatt . Und eines hat jener den Kollegen aus dem Norden allemal voraus – in seinem Fall ging es um einiges dramatischer zu. Beim 2:1 auf dem Platz des Aufsteigers TSV Münster war die letzte Viertelstunde nichts für schwache Nerven. In jener fielen alle drei Treffer. Finale furioso, nachdem es schon nach einer Nullnummer ausgesehen hatte. Das Topping: In der siebten Minute der Nachspielzeit staubte der eingewechselte Cannstatter Nachwuchskicker Alessio Manta zur Entscheidung ab.

Überhaupt bewies der Gästecoach Carmine Napolitano mit seinen Wechseln ein gutes Händchen. Joker eins Wael Hammoud hatte zuvor das späte 1:0-Führungstor markiert. Und Joker zwei Claudio Caruso besorgte im Duett mit Joker drei Manta dann den Rest. „Glücksgriffe“, sagt Napolitano und lacht, auch mit Blick auf die eigenen Fans. Die hatten sich etwas Besonderes einfallen lassen: Nach VfB-Vorbild marschierten sie mit Fahnen und Bengalos gemeinsamen zum Stadion. Ein Tross in Rot, der dann auch am Ende feierte – während bei Grün lange Gesichter waren.

Im turbulenten Schlussspurt währte das eigene Hurra nach dem Elfmeter-Ausgleichstreffer von Marvin Wolf nur kurz. Ächzen lassen Schuon nebst Endresultat „ein Katastrophen-Fehlpass“ seines Routiniers Bernhard Kreis vor dem ersten Gegentor sowie die zuletzt obendrein rote Karte für seinen Abwehrmann Jan Schwarz. Letzterer stoppte den Gegenspieler Kevin Gullmann per Trikot-Notbremse. Folge: eine ausgerenkte Schulter. Ein bisschen also auch Cannstatter Schmerz. Weitgehend schmerzfrei dagegen der Auftritt des Weiterhin-Tabellenführers TSV Plattenhardt . Im 5:0 bei Türkspor Stuttgart sieht dessen Trainer Sascha Blessing „eine souveräne Pflichtaufgaben-Erfüllung“. Dankbar nutzte vor allem einer die Gunst der Stunde, nach einer eher holprigen Testphase nun zunächst auf Gegner zu treffen, die man als Aufbauprogramm bezeichnen könnte: Der Zugang Fatih Özkahraman schnürte eine Toreviererpack – ein erstes Ausrufezeichen des zweimaligen Landesliga-Schützenkönigs im für ihn neuen Trikot. Bestätigt sieht sich Blessing: „Er ist eine Waffe, auch wenn er mit seinen 35 Jahren inzwischen nicht mehr der Jüngste ist.“

Freilich, ein Gastgeber-Team, das laut dessen Spielleiter Tarkan Bucak „noch grün hinter den Ohren ist“, machte es dann auch vergleichsweise leicht. „Der erste richtige Härtetest“, ahnt Blessing, „kommt erst am nächsten Wochenende.“ Dann steht das Filderstädter Landesliga-Absteigerduell gegen den TSV Bernhausen an.Letzterer leckt einstweilen Wunden. Die Hoffnungen der Fleinsbachkicker, erstmals seit November wieder ein Liga-Heimspiel zu gewinnen, platzten wie ein Luftballon, in den man mit einer Nadel sticht. Das Ergebnis: eine 0:3-Schlappe gegen den SV Vaihingen , an der es aus Sicht des neuen Trainers Roko Agatic wenig zu beschönigen gibt. Seine Erkenntnis: „Ein ganz schlechtes Spiel von uns – die komplette Elf wie gelähmt.“ Das Fehlen des Abwehrchefs Mahir Ege (Gast auf einem Junggesellenabschied) konnte dabei nur bedingt eine Erklärung sein.

Wobei: Vielleicht hätte sich ein Widersacher sonst etwas weniger ausgetobt. So schwang sich die Vaihinger Single-Spitze im praktizierten 4-1-4-1-System zum großen Matchwinner auf: Fabijan Krpan netzte dreimal ein – ein Youngster auf Özkahraman-Spuren. Der Unterschied: Die beiden trennen 16 Lebensjahre. Krpan steht als Aufrücker von den A-Junioren erst am Anfang seiner Aktivenkarriere und nährt am Schwarzbach Hoffnungen. Hatte sich da etwa jemand Sorgen gemacht, wie die Lücke nach dem Ausstieg des bisherigen Topscorers Benjamin Schiffner geschlossen werden soll? „Man darf dem ,Fabi’ jetzt nicht gleich zu viel auflasten“, bremst der Trainer Kai Liedtke die Erwartungen zwar. Fest steht aber auch für ihn, den Ex-Stürmer: „Der Junge hat enormes Potenzial.“ Er, der starke Torhüter Lukas Moser sowie ein kollektiv griffig agierendes Team zwangen den Gegner schließlich in die Knie.Im Klassement, wie gesagt, sind nun nur noch drei Mannschaften ohne Punktverlust – außer den Plattenhardtern und Liedtkes Vaihingern auch der SV Bonlanden . Jener sorgte bei seinem 3:1 gegen den TSV Rohr frühzeitig für klare Verhältnisse. Nicht zuletzt deshalb, weil sich auch die Schwarz-Weißen wenig um die meteorologischen Umstände scherten. Die Hitze, die einem schon beim bloßen Zuschauen den Schweiß aus den Poren trieb? Egal. „Die Mannschaft hat eine hohe Laufbereitschaft gezeigt und war aggressiv in den Zweikämpfen“, lobt der Trainer Klaus Kämmerer. Schon in Hälfte eins netzten der Kapitän Andreas Pottmeyer, der Neuzugang Daniele Sinesi und Cedric Hornung ein. Positive Randnotiz: Im Angriff gab Rüchan Pehlivan nach neun Monaten Verletzungspause sein Comeback.

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