Filder-Zeitung: Zweimal Party – und ein frustrierter 8:0-Sieger

Rudi Scherrle, 14.06.2022

Filder-Zeitung: Zweimal Party – und ein frustrierter 8:0-Sieger

Auszug aus Filderzeitung vom 14.6. 
Während der TSV Bernhausen in der Fußball-Bezirksliga sein Meisterstück macht, rutscht die Sillenbucher Stimmung zum Rundenschluss in den Keller.

Franz Stettmer - Filder-Zeitung

Bei den einen Bierduschen, Freudentänze und lila Party, bei den anderen einfach nur Erleichterung – und die Dritten fürs Erste zerstört am Boden. Mit einem emotionalen Kontrastprogramm ist am Sonntag in der Stuttgarter Fußball-Bezirksliga die Saison für jene drei Filderteams zu Ende gegangen, für die es sportlich noch um etwas ging. Während der TSV Bernhausen sein herausragendes Spieljahr wie mittlerweile erwartet mit dem Meistertitel und dem Aufstieg krönte und man sich beim TSV Rohr über den Klassenverbleib freut, steht der SV Sillenbuch als bitterer Verlierer da. Die Spitalwald-Kicker müssen nach einem an Dramatik kaum zu überbietenden Finish in die Abstiegsrelegation. Zur direkten Rettung fehlte ihnen im Wettschießen schließlich ein einziges Tor. Die ganz großen finalen Jubelszenen gab es somit nur im Bernhausener Fleinsbach­stadion. Um 16.55 Uhr war es dann so weit – ein historischer Moment für den Verein: Nach 35 Jahren kehren die „Veilchen“ in die Landesliga zurück. Flugs befüllt waren die bereit gestellten Riesenbiergläser, der Trainer Christopher Eisenhardt ging auf den Armen seiner Spieler in die Luft, als befände er sich auf einem Trampolin, und der Staffelleiter Gerhard Fischer musste erst einmal einige Minuten Zeit vergehen lassen, bevor er den Meisterwimpel an den Mann bringen konnte.

Wie gesagt: lila Party. Der TSV Bernhausen ist am Ziel. Im abschließenden Heimspiel ließ der Spitzenreiter erwartungsgemäß nichts mehr anbrennen. Bloße Randnotiz dabei, dass es gegen urlaubsbedingt stark ersatzgeschwächte Gäste vom OFK Beograd Stuttgart ein weitgehend glanzloser Auftritt geworden ist. Das 3:0 reichte allemal. Benötigt hatte der Favorit nur noch einen Punkt. „Gefühlt durch“ sah Eisenhardt die Seinen schon nach zwei Spielminuten. Michel Forzano nahm mit seinem Führungstor früh alle etwaigen Ängste, womöglich doch noch zu straucheln. Und Labinot Zegrova mit einem satten Schuss in die Dreiangel sowie nochmals Forzano machten schließlich vollends den Deckel drauf.

Unter dem Strich steht eine herausragende Bilanz: von 30 Rundenspielen nur eines verloren, seit Oktober in 21 Ligabegegnungen in Serie ungeschlagen. 19 Siege und zwei Unentschieden haben die Bernhausener zuletzt nacheinander eingefahren, was aus Sicht des Spielleiters Eugen Uhl umso bemerkenswerter ist, wenn man um die Vorgeschichte weiß: „Vor zwei Jahren standen wir ja noch mit eineinhalb Beinen in der Kreisliga A“, merkt er an. Seinerzeit rettete nur der coronabedingte Saisonabbruch vor dem Abstieg. Anschließend freilich hat der Verein intern so ziemlich alles auf den Kopf und die Abteilung personell komplett neu aufgestellt. „Wir haben hart gearbeitet. Das ist jetzt der Lohn“, sagt Eisenhardt, der selbst auch in der aktuellen Stunde des Erfolgs eher nüchterner Beobachter blieb. Und das im doppelten Sinn.

Während es der Coach bei „einem halben Bier, einem Gläschen Sekt und einem Ouzo“ beließ, war für seine Spieler die sonntägliche Sause erst der Anfang. Mitte dieser Woche geht es in voller Mannschaftsstärke für fünf Tage zur Fortsetzung nach Rimini, ohne Eisenhardt. Jener feiert stattdessen zuhause mit seinem Sohn dessen sechsten Geburtstag – und bastelt weiter am künftigen Kader. Als Verstärkungen hätte der Trainer gerne noch einen Linksverteidiger sowie je einen Mann fürs zentrale Mittelfeld und die Außenbahnen. Inzwischen abgesagt hat der Keeper Emilio Mejia Pinto vom bisherigen Staffelrivalen Spvgg Möhringen. Der Youngster bevorzugt einen Wechsel zu seinem Heimatverein SG Bettringen.

Man wird sich sehen. Auch die Ostalbkicker stehen nämlich als Landesliga-Wiederaufsteiger fest, gleichwohl nach einer ungleich kürzeren Abstinenz. Für die Bernhausener ihrerseits wird es nun das dritte Mal in der Spielklasse. Von deren Gründungsjahr 1978 an bis 1983 waren sie schon einmal dabei, dann erneut von 1985 bis 1987. Lang ist’s her. Wer am Fleinsbach hätte damals ahnen können, wie viele Jahre Pause folgen würden?

Um Punkte geht es erst wieder am 4. September. Es sei denn, man heißt TSV Bernhausen und ist Neu-Landesligist. Für jenen wird bereits vier Wochen früher, am Wochenende 6./7. August, der Anpfiff ertönen. Andere Liga, andere Gepflogenheiten. Auch das gehört dann zum Erfolg dazu.

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Vollständiger Bericht der Filder-Zeitung:
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